Lebewesen

Was unterscheidet ein Lebewesen von lebloser Materie? Ein Mensch lebt und ein Stein lebt nicht. Was ist der wesentliche Unterschied zwischen beiden? Was bedeutet es, wenn etwas "lebt"? Klar könnte man sagen "Der Mensch hat ein Gehirn und kann laufen." Es ließen sich viele Unterschiede aufzählen. Aber was ist DER EINE grundlegende Unterschied, der ein Lebewesen von lebloser Materie unterscheidet?

Lebewesen haben ein selbst getriebenes Verhalten. Während das Verhalten lebloser Materie ausschließlich durch die Einwirkung äußerer Kräfte bestimmt wird, können Lebewesen ein Verhalten "aus sich selbst heraus" entwickeln und ihren Zustand in einem bestimmten Umfang aus eigener Kraft ändern. Ein Stein tut niemals irgendetwas "von sich aus". Lebewesen hingegen tun das ständig. Ein Mensch, der auf einem Stuhl sitzt, kann einfach aufstehen und sich auf einen anderen Stuhl setzen. Er ist dafür nicht darauf angewiesen, dass irgendeine äußere Kraft ihn vom einen auf den anderen Stuhl befördert.

Das führt direkt zurück auf jene Frage, die bereits im Zusammenhang mit der Evolution aufgetaucht war und die man ohne Übertreibung als eine der wichtigsten Fragen des Mensch-Seins bezeichnen kann: Wenn Lebewesen ein selbst-getriebenes Verhalten haben, dann muss es irgendeine Form von Antrieb für dieses Verhalten geben! Was ist das für ein Antrieb? Wie entsteht das selbst-getriebene Verhalten?

Jeder Mensch kann im Inneren seiner Psyche wahrnehmen, was ihn selbst antreibt. Es handelt sich um ein Potential, das bestimmte Zustandsänderungen anstrebt.

Beim Menschen hat der rationale Verstand im Laufe seiner Entwicklung das Verhalten vom inner-psychischen Potential immer mehr abgekoppelt (Sündenfall) und von Gesetzmäßigkeiten abhängig gemacht, die der Verstand aus der Untersuchung seiner materiellen Umwelt ableitet. Das hat vor allem 2 Gründe:

  1. Der Verstand kann aus sich selbst heraus die existenzielle Bedeutung jenes Potentials nicht erfassen. Ohne die nicht-rationalen Teile der Psyche nimmt er einen Teil der Realität einfach nicht wahr.
  2. Der Verstand verfügt in seiner isolierten Form nicht über die Mittel, um das Potential zu erfüllen.

Der rationale Verstand ist ein Werkzeug zur Steuerung gesetzmäßiger Verhaltensanteile im materiellen Umfeld des Menschen. Das inner-psychische Potential repräsentiert eine nicht-materielle Energieform, die Gesetzmäßigkeiten verändert. (Dazu später mehr)

Lebewesen haben also ein selbst-getriebenes Verhalten. Mit diesem selbst-getriebenen Verhalten streben sie bestimmte Zustandsänderungen - ihre Absichten - an.

Zur Verwirklichung ihrer Absichten müssen Lebewesen mit der sie umgebenden Welt in Interaktion zu treten. Die Interaktion mit anderen Elementen ermöglicht es ihnen, Zustände zu erreichen, die sie ohne andere Elemente, allein aus ihrem selbst-getriebenen Verhalten heraus, nicht erreichen könnten.

Damit die Interaktion mit einem oder mehreren anderen Elementen das gewünschte Resultat hervorbringt, müssen Lebewesen auf eine ganz bestimmte Weise auf die anderen Elemente einwirken. Sie müssen ihr eigenes Verhalten zum Verhalten der anderen Elemente koordinieren. Deshalb bezeichne ich das als koordinierte Interaktion.

Lebewesen streben mit ihrem selbst-getriebenen Verhalten bestimmte Absichten an, indem sie mit den Elementen ihrer Umgebung in eine koordinierte Interaktion treten. Sie koordinieren ihr Verhalten in einer Interaktion so, dass die Interaktion ein Resultat hervorbringt, das ihrer Absicht entspricht.

weiter im Text: Koordinierte Interaktion